Sehr geehrte Besucher*innen unserer Homepage,

im Namen aller Kolleg*innen der halleschen Sprechwissenschaft begrüße ich Sie sehr herzlich zu unseren „Kleine Fächer-Wochen Sprechwissenschaft“, die wir im Wintersemester 2019/20 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg organisiert haben. Wir sind sehr stolz und dankbar für die ideelle und finanzielle Unterstützung durch die Hochschulrektorenkonferenz, das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie unsere Universität.

Unter dem Motto „miteinander sprechen – verantwortlich, kompetent, reflektiert“ haben wir Ihnen, unseren Kooperationspartner*innen in Lehre, Forschung, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und den verschiedenen Medien aufgezeigt, welches unter Umständen noch unentdeckte Potenzial die Sprechwissenschaft besitzt.

Ziel war und ist es, die Stärken und Potenziale der Sprechwissenschaft sichtbar und erfahrbar zu machen, ihre Leistungen für Wissenschaft und Alltag zu verdeutlichen und ihre Zukunftsfähigkeit durch eine stärkere hochschulinterne und -externe Kooperation zu stärken.

Denn die Sprechwissenschaft befasst sich an der Martin-Luther-Universität seit mehr als 100 Jahren sowohl theoretisch als auch praktisch mit allen Aspekten der mündlichen, d.h. der sprechsprachlichen Kommunikation von Menschen. Zu den sprechwissenschaftlichen Teilgebieten zählen Phonetik, Rhetorik, Sprechkunst, Klinische Sprechwissenschaft und Sprechbildung.

Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat die „Kleine Fächer-Wochen Sprechwissenschaft“ in vielfältiger Weise gefördert, sei es durch die Unterstützung des Rektors, Herrn Prof. Christian Tietje, bei der Antragstellung oder durch Grußworte der Prorektorin für Personalentwicklung und Struktur, Frau Prof. Johanna Mierendorff, und des Prorektor für Studium und Lehre, Herrn Prof. Wolf Zimmermann. Dass auch die Landesregierung Sachsen-Anhalts hinter den Kleinen Fächern ihrer Hochschulen steht, haben die Grußworte der Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt, Frau Petra Grimm-Benne, anlässlich der Ausstellungseröffnung „Was Sprachtherapie kann“ am 8. November 2019 eindrücklich unter Beweis gestellt.

Logo: Studio CA.I

Von November 2019 bis Januar 2020 präsentierte sich die hallesche Sprechwissenschaft im Rahmen von ganz verschiedenen Veranstaltungen, Aktionen und Publikationen. Dazu zählten eine Ringvorlesung des IMMS „Ideale in Musik, Gesang, Medien, Sprache und Sprechen“, die Ausstellung „Was Sprachtherapie kann“ im Rathaus der Stadt Halle, die feierliche Eröffnung der Sprechwissenschaftlichen Beratungsstelle „BESS“, eine Tagung „Ausspracheideale auf der Bühne in Geschichte und Gegenwart“, eine mit der Leopoldina organisierte Podiumsdiskussion und ein Bürgergespräch „Im Gespräch bleiben – Wie wir heute über konflikthafte Themen in Politik und Gesellschaft sprechen“, ein Workshop „Chorisches Sprechen“, eine studentische Vorlesekarawane durch soziale und Pflegeeinrichtungen für Kinder und Senioren, ein praxisorientierter Workshoptag „Feedbackkultur in der Lehrer*innenbildung“, ein Podiumsgespräch „Visionen und Grenzen der neuen digitalen Kommunikationswelt 4.0“, ein internationales Arbeitstreffen „Kinder im Gespräch – Mit Kindern im Gespräch“, ein internationaler Doktorandentag, ein Vortragsabend der Studierenden „Ein Tag zum Geschenk“, eine Video-Premiere „Einar-Schleef-Projekt der Sprechbuehne“ mit anschließender Gesprächsrunde, eine Führung durch und ein Kalender zu unserer berühmten Phonetischen Sammlung sowie eine Publikation zur gesamten Veranstaltungsreihe.

Herzliche Grüße aus der Sprechwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,

Susanne Voigt-Zimmermann
Sprecherin der Abteilung für Sprechwissenschaft und Phonetik


Teilprojekte:

Ausstellung „Was Sprachtherapie kann“

Mit der Fotoausstellung „Was Sprachtherapie kann“ präsentierte sich im Rahmen der „Kleine Fächer-Wochen“ als erstes die Klinische Sprechwissenschaft, die ein Teilgebiet der Sprechwissenschaft darstellt. Die Ausstellung, die vom Deutschen Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs e.V.) konzipiert wurde, ermöglichte einen Einblick in die vielfältigen Geschichten von Menschen mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Auf mehr als 20 ausdrucksstarken und einfühlsamen Portraits erfuhren die Besucher*innen, wie sehr Sprachtherapie die Lebensqualität der Betroffenen verbessern kann. Die Exponate verdeutlichten die Leidenschaft und das Engagement der Sprachtherapeut*innen und die Erfolge der Patient*innen im Therapieprozess.

Eröffnung der BeratungsStelle Sprechwissenschaft (BESS)

Im Rahmen der „Kleine Fächer-Wochen“ eröffneten wir am 11.11.2019 die „BESS – BeratungsStelle Sprechwissenschaft“. Mit dieser Einrichtung werden zurzeit die Mitarbeiter*innen der Martin-Luther-Universität darin unterstützt, ihre kommunikativen Fähigkeiten in berufsbezogenen Kontexten zu reflektieren und nachhaltig zu optimieren. Es ist in der Folge geplant, dieses Angebot für weitere Interessenten*innen zu öffnen. Die Angebote der BeratungsStelle Sprechwissenschaft werden mit der Lehre und Forschung des Fachbereiches Sprechwissenschaft und Phonetik verbunden. Anlässlich der Eröffnung fand ein Fachtag zum Thema Beratung statt. Hierfür wurden Referent*innen aus Wissenschaft und Praxis eingeladen.

Tagung: „Ausspracheideale auf der Bühne in Geschichte und Gegenwart“

Die Tagung, die im Rahmen der „Kleine Fächer-Wochen Sprechwissenschaft“ und des Projekts „Wagner-Lesarten“ (Leitung: Kent Nagano) stattfand, zeigte die fruchtbare Kooperation zwischen Sprech- und Musikwissenschaft und die enge Verbindung von Wissenschaft und Sprechkunst seit dem 19. Jahrhundert (15./16.11.2019, Steintorcampus).

Podiumsdiskussion und Bürgergespräch „Im Gespräch bleiben – Wie wir heute über konflikthafte Themen in Politik und Gesellschaft sprechen“

Wir alle sprechen miteinander: jeden Tag mit unterschiedlichsten Personen über unterschiedlichste Themen. Miteinandersprechen ist das zentrale Mittel, um sich über grundlegende Fragen des Zusammenlebens in der Gesellschaft zu verständigen – und das durchaus kontrovers. Zu einem Gespräch gehört beides: der Wille aller Beteiligten zum Miteinandersprechen und zum Zuhören. In der gemeinsamen Veranstaltung der Leopoldina und der Sprechwissenschaft ging es darum, über das Sprechen im öffentlich-politischen Raum zu sprechen – vor allem über kontroverse Themen. Ziel ist es, die Bedeutung des Miteinandersprechens für das gesellschaftliche und soziale Miteinander bewusst zu machen. Dabei geht es auch darum, Möglichkeiten der aktiven, partizipativen und gleichberechtigten Ausgestaltung von Gesprächen zu suchen. Darüber kamen wir nach einer Podiumsdiskussion mit Expert*innen mit Bürger*innen ins Gespräch.

Öffentliche Ringvorlesung „Ideale in Musik, Gesang, Medien, Sprache und Sprechen“

Die Sprechwissenschaft gehört an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg seit 2017 zum neu geschaffenen Institut für Musik, Medien- und Sprechwissenschaften (IMMS). Nach den ersten beiden erfolgreichen Ringvorlesungen zu „Bewegung“ und „Improvisation“ wurden im Winter-Semester 2019/20 mit der Ringvorlesung „Ideale in Musik, Gesang, Medien, Sprache und Sprechen“ die theoretischen und methodisch-didaktischen Implikationen thematisiert, die Idealbildungen auch für die Forschung mit sich bringen.

Sprechkünstlerischer Workshop „Chorisches Sprechen“ mit Bernd Freytag

Der sprechkünstlerische Workshop „Chorisches Sprechen“ mit Bernd Freytag, einem der renom­mier­testen Sprechchorregisseure im deutschsprachigen Theaterraum und ehemaligem Schüler von Einar Schleef, bot Studierenden die Möglichkeit der praktischen Arbeit.

Vorlese-Karawane der Sprechwissenschafts-Studierenden für Kinder und Senioren

Mit der Vorleseaktion für Kindergartenkinder und Senioren, kranke und ältere Menschen am 6. Dezember 2019 (Nikolaus) präsentierten die Studierenden der Sprechwissenschaft ihre im Studium erworbenen Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Leselehre, Sprechbildung, sprechkünstlerischen Interpretation und Kommunikation.

Internationaler Doktorandentag

Der regelmäßig stattfindende internationale Doktorandentag gibt Doktorand*innen die Möglichkeit, ihre Promotionsprojekte in den verschiedenen Etappen vor- und zur Diskussion zu stellen und so wertvolle Anregungen für die weiteren Forschungsschritte mitzunehmen. Beteiligt waren am Doktorandentag 2019 (05.12.2019) aus verschiedenen Ländern stammende Doktorand*innen der halleschen Sprechwissenschaft und von Professorinnen aus Halle, Hamburg und Woronesh betreute russische Nachwuchswissenschaftler*innen des durch den DAAD geförderten Vladimir-Admoni-Programms. Neben fachlichen und forschungsmethodischen Aspekten wurden themen- und zielgruppenspezifische Forschungsmöglichkeiten der Sprechwissenschaft gezeigt und das hohe Vernetzungspotential insbesondere auf internationaler Ebene dargestellt.

Führungen durch die „Phonetische Sammlung“

Die Phonetische Sammlung der Sprechwissenschaft und Phonetik stellt nicht nur ein wissen­schaft­liches, sondern auch kulturelles Erbe der Menschheit dar. Die öffentliche Führung unterstützte das historische Gedächtnis an diese einzigartige Sammlung. Es wurde zudem einen Kalender mit ausgewählten Objekten der Sammlung präsentiert.

Ein Tag zum Geschenk – Textwerkstatt des 2. Studienjahres

Die Studierenden des 2. Studienjahres hatten einen öffentlichen Sprechkunstabend gestaltet. Sie entführten das Publikum mit Texten aus Lyrik, Prosa, Dramatik und Wissenschaft in einen imaginären Tag. Diese Verabstaltung bildete den 1. Teil des Abschlusses der „Kleine Fächer-Woche Sprechwissenschaft“.

Feedbackkultur in der Lehrer*innenbildung – ein praxisorienter Workshoptag

Wie kann das Miteinander-Sprechen im Rahmen einer Feedbackkultur gestaltet werden, in der Scheitern erlaubt ist und ein achtsamer und (ko-)konstruktiver Lernprozess im Gespräch stattfinden kann? Das Ziel dieses praxisorientierten Tags war es, verschiedene Facetten rund um das Thema Feedbackkultur in der Lehrer*innenbildung zu betrachten und praktisch auszuprobieren.

Öffentliches Podiumsgespräch „Visionen und Grenzen der neuen digitalen Kommunikationswelt 4.0“

Digitalisierung und social media durchziehen inzwischen alle gesellschaftlich relevanten Bereiche – von medizinischer Versorgung über den öffentlichen und privatwirtschaftlichen Dienstleistungssektor bis hin zur Schulbildung. Das Miteinandersprechen in öffentlichen Kommunikationskontexten vollzieht sich zunehmend digital. Was noch vor wenigen Jahren science fiction war, ist heute Kommunikations- und Interaktionsrealität.

Internationales Arbeitstreffen „Kinder im Gespräch – Mit Kindern im Gespräch“

Im Rahmen der „Kleine-Fächer-Woche Sprechwissenschaft“ wurden am 24. und 25.01.2020 internationale Wissen­schaftler*innen eingeladen, die das Argumentieren in Gesprächen mit Kindern untersuchen.

Video-Premiere „Einar-Schleef-Projekt der Sprechbuehne“ + Gespräch

Die Sprechbuehne der Abteilung Sprechwissenschaft hat dem genialischen, vielseitigen Künstler, Theaterregisseur, Autor und Maler Einar Schleef (1944-2001) anlässlich seines 75. Geburtstages eine szenische Sprechcollage „Ich bin ein anderer in mir, den muss ich fragen. Einar Schleef“ gewidmet. Entwickelt wurde dieses Projekt in Kooperation mit dem Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), das auch den bildkünstlerischen Nachlass des Künstlers verwaltet. Die Inszenierung wurde mehrfach im Museum präsentiert. Im Anschluss an die Video-Premiere findet eine Gesprächsrunde mit dem Direktor des Kunstmuseums Thomas Bauer-Friedrich, der Regisseurin Martina Haase und dem langjährigen Freund und Lektor von Schleef, Hans-Ulrich Müller-Schwefe statt.